Mit welchen Herausforderungen kämpft die Baubranche? Was beschäftigt die Unternehmen vor Ort und wie kann die Politik die Entbürokratisierung vorantreiben? Fragen wie diese stellt sich der CDU-Landtagsabgeordnete Tom Brüntrup. Antworten findet er unter anderem über Tagespraktika in verschiedenen Unternehmen wie Hochbau Detert. Welche Erfahrungen er dabei gesammelt hat? Das verrät er im Interview.
Herr Brüntrup: Sie sind nicht nur jüngstes Mitglied der CDU-Landtagsfraktion NRW, sondern auch Mitglied in den Ausschüssen für Bauen, Wohnen und Digitalisierung sowie dem Wirtschaftsausschuss. Welches Ziel verfolgen Sie mit den Tagespraktika, die Sie aktuell absolvieren?
Als Politiker treffen wir ständig Entscheidungen. Damit wir dies fundiert tun können, müssen wir in den persönlichen Austausch gehen und mit den Menschen sprechen, die von diesen Entscheidungen betroffen sind. Tagespraktika sind hier eine hervorragende Möglichkeit, um wertvolle Einblicke in die Unternehmen der Region zu erhalten. In diesem Jahr hat die Handwerkskammer vor allem das wichtige Thema Entbürokratisierung in den Fokus gerückt und so nutze ich die Sommerferien, um mir verschiedene Gewerke anzuschauen, die von diesem Thema besonders berührt sind. Mich interessiert also, was Dachbecker beschäftigt, vor welchen Herausforderungen Elektro-Betriebe stehen und wie Unternehmen aus der Baubranche die aktuelle Situation meistern.
Warum haben Sie sich für ein Tagespraktikum bei Hochbau Detert interessiert?
Hochbau Detert existiert seit mehr als 125 Jahren und ist damit ein echtes Traditionsunternehmen. Mich interessiert, wie Hochbau Detert sowohl Eigenheime für private Bauherren als auch Industrie- und Gewerbebauten für Unternehmen realisiert. Die Planung und Herangehensweise bei so verschiedenen Projekten ist gerade im Zusammenspiel mit Investoren, Ämtern, Architekten und anderen Gewerken ja eine hochkomplexe Herausforderung.
Mit Ihrem Praktikum bei Hochbau Detert haben Sie nun Einblicke in die Baubranche bekommen. Gibt es Aspekte, die Sie dabei überrascht haben?
Überrascht hat mich tatsächlich die Diskussion in der Bauleiterrunde, an der ich teilnehmen durfte. Dabei ging es um Standards, die beim Bau erfüllt werden müssen, damit bestimmte Energieeffizienzklassen erreicht werden. Im Detail ging es um die dahinter stehende Wirtschaftlichkeitsberechnung für den Investor und wie viel Entscheidungsfreiheit diesem überhaupt noch bleibt, wenn selbst Details wie die Wahl des Vinyls oder Parketts mehr oder weniger vorgegeben sind. Es ist schon erschreckend wie viele Vorschriften es gibt, damit beispielsweise eine Förderung beantragt werden kann.
Die Baubranche steht aktuell vor großen Herausforderungen. Sind die politischen Rahmenbedingungen Ihrer Meinung nach dazu geeignet, diese Herausforderungen zu meistern?
In NRW haben wir die Landesbauordnung bereits mit ersten Erleichterungen versehen. Das ist sicher noch nicht ausreichend, aber ein Schritt in die richtige Richtung. Das Problem: In der Politik müssen wir neben der Landesbauordnung auch Bundesgesetze und vor allem DIN-Normen berücksichtigen. Regeln, also, die sich die Baubranche teilweise selbst gegeben hat und die wir in der Politik auch nicht beeinflussen können. Gerade DIN-Normen sind außerhalb unserer Zuständigkeit und das erschwert es uns auch die Entbürokratisierung vollständig umzusetzen.
Angenommen, Sie könnten eine Entscheidung, die die Baubranche betrifft, direkt und ohne Umwege durchsetzen: Welche wäre das?
Eine Möglichkeit ist die Bezuschussung der Finanzierung, wie wir das bereits in der letzten Legislaturperiode umgesetzt haben. Die Finanzierung ist aktuell das größte Hemmnis zu bauen – gerade für private Bauherren. Damit sich das Bauen in der ganzen Breite, also auch für Unternehmen, wieder mehr rentiert, sollten wir aber auch über den Nutzen der Effizienzklassen sprechen und wie sich hier die Förderung gestaltet. Gewisse Standards zurückzuschrauben wäre sicher hilfreich, um das Bauen flächendecken wieder attraktiver zu machen.
Sie setzen sich sowohl als Landtagsabgeordneter als auch als Ratsherr für Bielefelder Interessen ein. Was zeichnet das Unternehmertum unserer Stadt Ihrer Meinung nach aus und was können andere Städte vielleicht von Bielefeld lernen?
Durch die Tagespraktika sehe ich, wie viel Fachkompetenz in der Region vorhanden ist und vor allem wie groß der Wille ist, die aktuelle wirtschaftliche Talsohle zu überwinden. Die Unternehmen aus OWL und speziell aus Bielefeld haben hier eine sehr anpackende Mentalität, von der sich andere durchaus etwas abschauen dürften.
Herr Brüntrup, wir danken Ihnen für das Gespräch!